Wortklau-b-ereien
Unter anderem bei Lukas erzählt - ein äusserst peinlicher Vorfall: Bei einer wohl öffentlichen Diskussionsveranstaltung im Haus eines Pharisäers wäscht eine als "Sünderin" verachtete Frau vor allen VIPs Jesus die Füsse mit ihren Tränen.
Wie ist es möglich, dass jemand sich so vor allen blamieren kann? Oft wird die Erklärung Jesu nach dem Gleichnis der ungleichen Schuldner so widergegeben:
"Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie [mir] so viel Liebe gezeigt hat."
Die Aussage müsste meines Erachtens umgekehrt sein: Die Frau kann so was Peinliches nur tun, weil sie [durch Jesus] erfahren hat, dass nichts, aber auch gar nichts sie von G*ttes Liebe trennen kann. G*ttes unverdiente Liebe zu erfahren, führt zu unendlicher Freiheit!
Meta-noeite!
Mensch, beginne ein neues Denken: G*tt ist Gratia (~gratis) - Liebe, die dich völlig unerwartet und unverdient trifft.
Für sogenannte "evangelikale" Christen, die die Bibel wörtlich nehmen, ist Umweltschutz völlig daneben, bzw. kontraproduktiv. Ist doch in der Offenbarung versprochen, dass Gott eine neue Erde bereithält. Mit der Überlegung aus dem ersten Teil, tönt es logisch, dass die Erlösung der Endzeit schneller kommt, je schneller die Erde kaputt geht.
Es fällt mir erst jetzt auf, dass Geweihte wohl ein Geweih haben - Platzhirsche sozusagen 😂
Nach einem Gespräch: Wie sehr stellen die Nicht-Geweihten die Geweihten auf den hohen Sockel und diese lassen es sich gnädig gefallen?
Da kommt mir eine Szene mit frère Roger in den Sinn: er stand schon als älterer Mensch nach dem Gebet für Gespräche in einer Ecke der Kirche. Da kam ein junger Mann zu ihm und wollte vor ihm auf die Knie. Frère Roger spürte das und ging schneller als der Junge auf die Knie. Dort knieten sie dann beide!
Was für Beispiel!
Dieselbe alte Geschichte - vom Sündenfall - einfach etwas anders erzählt:
Es war passiert.
Da ging Gott zum Mann und fragte ihn, was passiert sei.
Der Mann sagte: "Ich habe nichts gemacht, das war die Frau, sie ist schuld!"
Da ging Gott zur Frau und fragte, was passiert sei.
Die Frau sagte: "Ich habe nichts gemacht, das war die Schlange, die ist schuld!"
Da ging Gott zur Schlange und fragte, was passiert sei.
Die Schlange sagte: "Ich habe nichts gamacht, das warst Du, Gott, der verboten hat (vom Baum zu essen), du bist schuld!"
So lässt sich jede Schuld immer weiterschieben, zurück zu Gott.
Ist nicht genau das der Sündenfall, dass wir, wie schon als kleine Kinder, Schuld immer weiterschieben? "Ich habe nicht, die andern haben auch"
In meiner Schweigewoche in einer meiner ersten Besuche in Taizé erhielt ich von frère Rudolf einen ganz speziellen Text. Er war aus der damaligen CSSR. Es sah aus wie das Abhörprotokoll einer westlichen Radiopredigt. Das war Tarnung, weil Christen in diesem Land verfolgt wurden.
Es war die Geschichte von Simon von Cyrene, der Jesus das Kreuz tragen musste. Viel weiss man nicht von ihm. Er war aus Cyrene, also irgendwo in der Diaspora in Lybien. Als Jude wollte man wenigstens einmal im Leben die Pilgerfahrt nach Jerusalem machen und dort ein kleines Grundstück kaufen. Mindestens für ein Grab sollte es reichen. Und natürlich einmal in Jerusalem den Sederabend feiern. Das ist die Erfüllung, sagt man doch auch noch heute am Schluss des Seder: "das nächste Mal in Jerusalem". Weil der Messias ja in Jerusalem herrschen wird.
Alles ist erledigt. Simon kommt von seinem neu erworbenen Grundstück. Und er begegnet diesem Kreuzzug. Für's Seder muss man rein sein, also keinen Kontakt mit Blut, mit Schlechtem... Da passiert es: der zum Tod verurteilte scheint schon so geschwächt, dass er seinen Kreuzbalken nicht mehr tragen mag. Die Soldaten suchen eine andere Lösung und sehen Simon und zwingen ihm das Kreuz auf. Von einer Minute auf die andere wird Simon unrein, der Seder wird ihm verwehrt sein, all sein Streben wird sinnlos. Er ist am Boden zerstört.
Auf dem weiteren Weg mit Jesus auf den Hügel Golgatha scheint aber etwas mit diesem Simon passiert zu sein. In frühchristlichen Schriften finden wir nämlich diesen Simon von Cyrene wieder als gläubigen Christen. Von der tiefsten Verzweiflung, der Zerstörung aller Lebensträume zum Glauben an den Auferstandenen.
(Dass nur der bartlose Bub Johannes mit den Frauen unter dem Kreuz war, könnte auch damit zu tun haben, dass die Männer sich nicht mit Blut besudeln wollten!)
Wie jeder Vater und jede Mutter ihren Kindern das Brot bricht, so hat auch Jesus den Seinen immer wieder das Brot gebrochen. Er hat es so speziell mit seinem Leben und Sterben verbunden, dass ihn seine Freunde auch nach seinem Tod an seinem Brotbrechen erkannt haben. So erkennen auch wir seine Gegenwart in diesem Brot (aus der heiligen Eucharistie). Das ist ein Geheimnis des Glaubens...
Gepriesen bist Du Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde, für alles, was Du uns gibst.
Manchmal meinen wir, es sei wenig und es reiche nirgendwohin.
Aber nimm es und segne es, und es wird uns reichen im Überfluss. Amen